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Die Informatiker François Bry und Andrea Kulas diskutieren über das "Semantic Web".
Foto: Klaus Haag |
Unmengen an Information und Wissen kann ein Computernutzer im Internet finden. Er kann Bahnreisen buchen oder auch mit Suchmaschinen über das Leben berühmter Persönlichkeiten recherchieren. Dem Computer selbst bleibt der Sinn der Web-Inhalte dabei größtenteils verschlossen. Das Semantic Web soll dies ändern.
Ins bestehende Internet soll eine Semantikschicht eingewebt werden, die Web-Inhalten eine maschinenlesbare Bedeutung verleiht. "Beispielsweise könnten Personen Eigenschaften zugeordnet werden, die Menschen gleichen Namens für den Computer unterscheidbar machen", erklärt Franç¸ois Bry, Informatik-Professor an der LMU und Koordinator des europaweiten Forschungs-Netzwerks "Rewerse" (www.rewerse.net).
Ein weiteres Beispiel: Der Computer könnte nahezu alleine eine Schnellzug-Reise planen, wüsste er nur, dass der deutsche ICE und der französische TGV gleichermaßen unter die Kategorie "Schnellzug" fallen.
Nicht auf einzelne Anwendungen spezialisierte Software soll derartige Aufgaben lösen. Mit dem Semantic Web werde vielmehr eine möglichst allgemeine, "sehr generische Substruktur" entwickelt, so Bry. "Auch für Anwendungen, die anfangs gar nicht vorgesehen waren."
Um dieses Ziel zu erreichen, versuchen Bry und seine Kollegen, dem Computer die "angewandte automatische Deduktion" beizubringen. Sie soll es einem Computer ermöglichen, ähnlich wie ein Mensch Schlussfolgerungen zu ziehen.
Der Computer übernimmt den "Kleinkram"
Seien Semantik-Strukturen erst einmal ins Internet eingewebt, könnte der Computer dem Menschen viel "Kleinkram" abnehmen, ist Bry überzeugt. "Allerdings ist diese Technologie heute in einer ähnlichen Lage wie das gewöhnliche Internet Anfang der 90er-Jahre", so Bry. Ob darin die Zukunft liege oder Semantic Web nur ein kurzlebiger Trend werde, sei noch nicht abzusehen.
Ein positives Zeichen sei aber, dass vor allem große Firmen derzeit viel Geld in die Forschung zum Thema Semantic Web steckten, berichtet Andrea Kulas, die beim Rewerse-Projekt für die Kontakte zur Industrie zuständig ist. Zur Tagung "Semantic Web Days" am Donnerstag und Freitag in Pullach erwarten Kulas und Bry mehr als 100 Wissenschaftler und Vertreter von Software-Firmen (www.semantic-web-days.net).
Bry sagt schon jetzt: "Ich bin sicher, dass das Semantic Web ein Erfolg wird." NICOLAS A. ZEITLER
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